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«Nachhaltigkeit und Mobilität gehören zusammen» 

Nachhaltig unterwegs sein ist kein Gegensatz, sondern ein Muss. Doch wie soll eine nachhaltige Mobilität aussehen? Astara-CFO Wendy Penaloza und Mobilitäts-Experte Raphael Hörler sagen, wo wir stehen – und wo wir den Hebel ansetzen müssen. 


Wendy Penaloza und Raphael Hörler diskutierten im Haus Winterthur des ZHAW Departements Gesundheit/Adeline Favre. 


Mobilität hat viele verschiedene Facetten. Was bedeutet Mobilität für Sie persönlich? 


Wendy Penaloza: Für mich bedeutet sie: die Freiheit, sich zu bewegen. Ich bin überzeugt, dass wir das Recht haben, uns zu bewegen. Das ist ein angeborenes Menschenrecht. Wenn wir also von Mobilität sprechen, dann ist das für mich die natürliche Bewegungsfreiheit der Menschen. Heutzutage verbinde ich das mit nachhaltiger Mobilität. Denn Mobilität und Nachhaltigkeit gehören für mich zusammen. 


Raphael Hörler: Für mich steht Mobilität neben der Freiheit auch für Wohlstand. Viele Länder haben nicht die Infrastruktur und Mobilitätsoptionen, wie wir es haben. Nun ist jedoch an der Zeit, dass wir uns mehr Gedanken über nachhaltige Mobilität machen.  


 

Zu den Personen 

Dr. Raphael Hörler (33) arbeitet seit 2017 am Institut für nachhaltige Entwicklung der School of Engineering. Sein Schwerpunkt liegt auf der Erforschung zukunftsfähiger Mobilitätsservices, E-Mobilität sowie Massnahmen und Strategien zur Förderung einer nachhaltigen Mobilität und lebenswerte Städte. 

Wendy Penaloza (45) startete ihre Automobilkarriere 2002 bei General Motors und ist seit über 20 Jahren international in der Automobilindustrie tätig. Sie ist CFO von Astara Central Europe sowie eine ausgewiesene Expertin für Mobilitäts- und Nachhaltigkeitsthemen.  

 

Was ist mit den Leuten, für die Mobilität und Nachhaltigkeit nicht unbedingt zusammengehören? Müssen die einfach umdenken? 


Penaloza: Das hängt stark davon ab, wie diese Menschen Nachhaltigkeit definieren. Der Begriff Nachhaltigkeit kann negative Gefühle hervorrufen. Und letztlich kann man nicht ändern, was man nicht versteht. Deshalb ist es wichtig, dass man weiss, was Nachhaltigkeit bedeutet – und welche Auswirkungen sie auf unser Leben hat. Ich bin sicher: Niemand will einen anderen Weg einschlagen, wenn er alle Fakten zum Thema kennt. 

Welches ist das grösste Missverständnis bei der Nachhaltigkeit? 


Penaloza: Dass man für sie sein bisheriges Leben aufgeben müsste. Man muss aber nicht zum Eremiten oder zur Eremitin werden, um nachhaltig zu leben. (lacht)  

 


Wenn wir eine Zwischenbilanz ziehen: Wo stehen wir heute auf dem Weg in eine grüne Zukunft? 


Hörler: Wir haben viel über Suffizienz – also das Sparen von Materialien und Energie – und Verhaltensänderungen geforscht. Dabei haben wir festgestellt, dass Gewohnheiten in der Mobilität sehr tief verankert und schwierig zu ändern sind. Wir können die Menschen zwar zur Nachhaltigkeit motivieren, aber der nötige Wandel ist noch zu langsam. Meiner Meinung nach brauchen wir attraktivere Kombinationen von Top-Down- und Bottom-Up-Massnahmen, um die Transformation zum Netto-Nulltarif bis 2050 wirklich zu schaffen. Das bedeutet konkret - wir benötigen neben Regulierungen vor allem auch attraktivere Alternativen und Innovationen im Angebot. 


Penaloza: Wir brauchen mehr Zusammenarbeit und mehr Anreiz. Und zwar nicht nur in Form von CO2-Strafzöllen oder -Steuern. Es geht um ein umfassendes Miteinander. Wir müssen Plattformen schaffen, auf der die Menschen mehr Zugang zu Ressourcen, zur Infrastruktur und zu Produkten haben. Die Verfügbarkeit des Angebots und das Vorhandensein von Wissen ist zentral für eine nachhaltige Zukunft. Es ist also eine Kombination aus verschiedenen Dingen, die uns weiterbringen wird.  

 

Sie sprechen von manglender Information. In einem Land wie der Schweiz sind die Leute aber doch meistens recht gut informiert. 


Penaloza: Absolut, die Schweiz ist ein Land mit einer starken intellektuellen und technikaffinen Bevölkerung. Dennoch glaube ich, dass zum Beispiel bei der E-Mobilität viele überfordert sind. Wir in der Branche wissen, dass die Infrastruktur in der Schweiz gut ist. Wir wissen, dass sich ein E-Auto langfristig rechnet. Bei vielen Menschen – auch in der Schweiz – hat jedoch ein Effekt eingesetzt, dass sie vor der Komplexität kapitulieren. Information ist der Schlüssel, um die Leute für eine nachhaltige Mobilität zu gewinnen. 


Hörler: Hier spielt oft auch ein negatives Framing mit rein: Wer Fehler sucht, wird sie finden. Die Schweiz hat eine sehr gute Lade-Infrastruktur. Doch man vergleicht sich lieber mit Ländern in Skandinavien, wo sie noch besser ist.  

 

Wo sollten wir den Hebel ansetzen, um vorwärts zu kommen? 


Penaloza: Das Problem ist, dass wir all diese Elemente getrennt voneinander behandeln. Regierungen, der Privatsektor und die Verbraucherinnen und Verbraucher sitzen aber alle im selben Boot. Alle müssten zusammenkommen und sich gemeinsam anstrengen, um etwas zu bewirken: in Form von Initiativen, Netto-Null-Projekten oder Förderprogrammen. Das Ziehen am selben Strang ist der wichtigste Aspekt, wenn wir wirklich vorwärtskommen wollen. 

 

Können Sie uns ein Beispiel nennen, wo es derzeit noch nicht rund läuft? 


Penaloza: Nehmen wir E-Autos. Wenn du ein Elektroauto kaufst, musst du irgendwo laden können. Du musst verstehen, wie die staatlichen Subventionen funktionieren, welche Infrastrukturen vorhanden sind, welche Stecker du verwenden musst und so weiter. Damit sind viele überfordert. Dazu haben manche das Gefühl, dass sie nur ein E-Auto fahren können, wenn sie zuhause eine Ladestation haben. Doch wer einen Benziner fährt, hat in der Garage auch keine Tankstelle. Nachhaltige Mobilität muss einfach, einleuchtend und bequem sein. 


Hörler: Es ist tatsächlich wichtig, dass man Alternativen einfach nutzbar macht. Konventionelle Autos haben wir seit über hundert Jahren. Wir haben uns an sie gewöhnt. Jede neue Alternative muss einfach nutzbar sein, damit sie sich durchsetzen kann. Am besten funktioniert es, wenn die Leute etwas einfach ausprobieren können. Wenn man die Erfahrung gemacht hat und sieht: Ah, okay, es funktioniert. Die Leute müssen die Wahl haben. Aber diese Wahl darf sie nicht überfordern. 

 

Hat Astara mit seinem Auto-Abo-Angebot ähnliche Erfahrungen gemacht? 


Penaloza: Man muss tatsächlich immer erst die Gewohnheit durchbrechen. Wir alle haben vordefinierte Konzepte in Bezug auf eine nachhaltige Mobilität: zu schwierig, zu kompliziert. Sobald jemand dieses Konzept hat, sucht er oder sie nach Informationen, die das bestätigen. Das ist menschlich. Deshalb muss man diese Verhaltensgewohnheiten durchbrechen.  

 

Und wie macht man das? 


Penaloza: Mit persönlichen Erfahrungen. Mit dem Abo-Modell haben wir gelernt, dass man ein solches Angebot ausprobieren können und zugänglich machen muss. Man muss nicht für drei Jahre etwas unterschreiben, sondern soll einfach mal testen können. Wer erlebt hat, wie einfach, flexibel und bequem das alles ist, verliert seine negativen Bilder schnell. 


Hörler: Für das Konzept des Elektroauto-Eigentums bieten sich Carsharing und Abo-Modelle als stimmige Erweiterungen an. In einer wissenschaftlichen Studie haben wir festgestellt, dass Menschen, die Erfahrung mit Carsharing haben, auch eher bereit sind, ein Elektroauto zu kaufen. Das finde ich interessant. 

 

Auto-Abos, Sharing-Modelle, E-Mobilität – welches Modell ist denn nun am nachhaltigsten? 


Penaloza: Eine Universallösung gibt es nicht. Deshalb positioniert sich Astara auch als Mobilitätsunternehmen, das das gesamte Spektrum abdeckt. Von der Planung und Entwicklung besserer Fortbewegungsmöglichkeiten bis hin zur Bereitstellung von Informationen. Wir stellen unseren Kunden die Frage: Wie sieht dein Bedürfnis heute aus? Dann liefern wir dafür verschiedene Angebote. Die Art und Weise, wie man sich fortbewegt, ist eine persönliche Entscheidung. Die nachhaltigste Art der Bewegung zu finden, hängt von jeder einzelnen Person ab. Wir bieten bei diesem Entscheid unsere Unterstützung an. 

 

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